Ein schönes Schiff - Erwartungen erfüllt

Hatte ich überhaupt Erwartungen, als ich mich zur Besichtigung der MSC Magnifica angemeldet habe?
Na klar, hat man immer, auch wenn man sie nicht unbedingt in Worte kleiden kann und einem irgendwas vorschwebt, wie es da wohl aussehen könnte. Meine Erwartungen waren gefärbt von den Bewertungen, bei denen das Essen nicht immer gut abgeschnitten hat und von der Zögerlichkeit mancher Kreuzfahrtinteressenten, die ein Sprachproblem befürchten, weil MSC eine internationale Reederei ist, bei der die Bordsprache nicht ausschließlich Deutsch ist.
Ich freue mich wirklich, all denen, die einen längeren Leseatem haben, meine Einschätzung kundzutun, aber für alle anderen vorweg mein Fazit:
Ja, MSC fahren geht absolut klar. Kommt vorbei, ich buche Euch weg.

Nach den ersten 15 Minuten Spaziergang über das Schiff fällt sofort auf: Hier ist alles unwahrscheinlich sauber und gepflegt. Unser Schiffsguide erklärt, daß das ja auch so sein soll. Stimmt natürlich, aber es klappt auch nicht immer und überall. Auf diesem Schiff schon.
Und es gibt enorm viel an Chrom und Messing zu polieren. In der Tat sieht man auch immer irgendwo jemanden, der am Geländer angewachsen scheint und wienert.
Das Schiff ist auch erst im achten Kreuzfahrtjahr, also noch ein Jungtier und daher auch noch so frisch.

Auf den ersten Blick scheint es endlos lang zu sein. Es hat eine ähnliche Passagierkapazität wie einige AIDA-Schiffe, kommt mir aber noch viel länger vor. Glücklicherweise weiß Wikipedia alles und bestätigt meine Vermutung. 2500 Passagiere etwa können sich bei 293 m um 40 m mehr austoben als 2600 Menschen z. B. auf AIDAsol.
Und jetzt kommen wieder diejenigen ins Spiel, denen das ja viel zu viele Leute sind, und deswegen bevorzugen sie kleinere Schiffe.
Jedem das Seine. Die vielen Menschen verteilen sich aber auf eine Menge Deckfläche, Restaurants und Freizeitbereiche.

Mein erster Eindruck ist jedenfalls, daß die Magnifica in ihrem weißen Kleid sehr beeindruckt und im Innern eleganter ist als ich dachte.
Was dachte ich denn? Das weiß ich eigentlich auch nicht, aber irgendwie lässiger, bunter, ja sogar moderner.
Aber sie strahlt unaufdringliche Eleganz aus. Manche Bereiche, Lounges und Räumchen können durchaus mithalten mit der von mir vor einiger Zeit beschrieben Queen Victoria von Cunard.
Die „Tiger-Bar“ finde ich unglaublich genial gestaltet, die „Amethyst-Lounge“ hat eine Hinguckerfarbe und das „Royal Theater“ strahlt in seinem Grün enorm viel Hoffnung auf professionelle Unterhaltung aus.


Nun gut, die Bibliothek der Victoria hat einen Buchbestand, der an die Dortmunder Uni heranreicht, die Magnifica beherbergt vielleicht nur 50 Stück Lesestoff. Doch habe ich tatsächlich ein solches Bildungsbedürfnis im Urlaub? Entscheidet selbst.

Die Kabinen sind wirklich schön. Meine Kollegen sprechen von Platzangst in den Innenkabinen, was ich für Unsinn halte. Wie groß soll sie denn sein? Vor allem bei den wirklich akzeptablen Preisen? Muß ich darin tanzen oder eine private Veranstaltung machen? Muß ich nicht.
Andere Reedereien bieten im Schnitt auch nicht mehr Platz. Letztens auf besagter Victoria erst hautnah erlebt.
Es ist alles da, was man braucht, und das Design ist hübsch und angenehm. Geschickt gesetzte Spiegel erweitern den Horizont, allerdings nicht den geistigen, sondern den räumlichen. Obwohl, wenn ich es recht überlege, kann das meinen persönlichen geistigen Horizont doch insofern erweitern, als daß mir deutlich bewusst wird, wo die Zuviel-Kilos sitzen, und mir den Lerneffekt verschaffen, daß Kreuzfahrten dick machen können.
In den Balkonkabinen habe ich mehr Platz. Es gibt dazu noch ein Sofa. Da kann man dann mal sitzen!!! Was ich dann da sitzenderweise mache, außer den angefutterten Kalorien die Ruhe zum Ausbreiten zu gönnen, muß auch noch geklärt werden. 
Ich glaube, auf meiner letzten Tour mit AIDAsol saß ich kein einziges Mal dort, sondern war an Deck oder an Land.
Doch auch hier hat jeder andere Bedürfnisse, und das ist auch gut so. Ich kann ja mehr ausgeben und großzügiger wohnen.
Das (für mich) Schöne am MSC-Konzept ist, daß ich wählen kann, wieviel Komfort, Raum, Privatsphäre, Essen, Trinken und Wohlergehen ich haben möchte.
Bella-preiswerte Kabinen, Fantastica-auch-noch-günstige Kabinen in besserer Lage, Aurea-All-Inclusive oder Yachtclub-noch-mehr-all-inclusive mit Suiten, Privatdeck und Butler. Der steht dann stundenlang vor meiner Kabinentür und liest mir jeden Wunsch von den Augen ab (Butler! Mach, daß sich das gute Essen nicht auf die Hüften legt).  

Hier hat man also quasi ein Schiff im Schiff. Etwa 140 Mann im kleinen Schiff auf Deck 16, hoch über dem großen 2000-Leute-Schiff.
Heißt im Prinzip: Ich wohne im Vorort, in meiner kleinen Gemeinde, und kann aber mal einen Ausflug in die Großstadt machen, um ins Kino, Theater oder Buffetrestaurant zu gehen.

Und damit bin ich beim Essen angelangt.
Wir werden ins A-la-carte-Restaurant geladen, wo man aus einer Speisekarte auswählen und sich bedienen lassen kann. Und wenn einem der Hauptgang schmeckt, darf man ihn sogar nochmal bestellen. Wenn das nichts ist für große Esser!?
Nebenbei bemerkt wirft mir auch hier ein Kellner die Serviette auf den Schoß. Gibtˋs also nicht nur auf Queen Victoria.

Ein Highlight ist für mich, daß es im A-la-carte-Restaurant auch noch ein kleines Buffet gibt, an dem sich der Selbstabholer versorgen kann.
Das würde Euch auch gefallen. Man kann aktiv oder faul sein. Wunderbar!

Alles, was ich probiere, schmeckt mir sehr gut, die Auswahl ist für die Mittagszeit mehr als gut, der freundliche Kellner stellt sich mit Namen vor.
Den habe ich nun nicht behalten. Er war zu lang und klang asiatisch.
Was soll ich sagen? Natürlich arbeiten auch bei dieser Reederei im Service- und Gastrobereich hauptsächlich, möglicherweise sogar ausnahmslos, Asiaten. Diese freundlichen Menschen scheinen die seetauglichsten zu sein. Und wahrscheinlich preiswerter zu beschäftigen als Europäer.

Damit komme ich zu den Sprachen an Bord.
Das Personal spricht und versteht vornehmlich Englisch. Doch der deutsche Gast, der im Schnitt mit 21% an Bord der MSC-Schiffe vertreten ist, findet an der Rezeption 24 Stunden lang jemanden, den er auf Deutsch ausfragen kann.
Speisekarten sind auch auf Deutsch, Durchsagen in mehreren Sprachen, unter anderem Deutsch.
Du meine Güte, da wartet man halt mal etwas ab, bis die für uns verständliche Durchsage erschallt, daß das Schiff jetzt ablegt. Außerdem, wer hätte das gedacht, merkt man es ganz automatisch.

Auf manchen Bewertungsportalen ist die Rede von ständigen Durchsagen in tausend Sprachen. Das ist total übertrieben, denn es wird hier wahrlich nicht alles angekündigt, wie in manchem Ferienclub, wo mich der Animateur zwischendurch immer wieder mal beschallt, daß jetzt Volleyball gespielt wird oder der Batik-Kurs beginnt.

Ich kann auch nicht anders als darauf hinweisen, daß auf den mit Bordsprache Deutsch beworbenen TUIcruises-Schiffen oder AIDAs besonders im Gastrobereich dieselben Nationen beschäftigt sind wie oben genannt. Und die müssen auch nicht vor der Vertragsunterzeichnung ihr Deutsch-Diplom ablegen.
Selbe Situation also. Alle sind bemüht, auch die Deutschsprachigen zu verstehen und lernen und verstehen selbstverständlich die essentiellen Dinge, wenn ich eine Gabel, ein Messer oder einen Teller brauche. Auch Weiß- oder Rotwein versteht man auf Deutsch und lernt ganz gern dazu, denn dafür ist man ja mit verschiedenen Nationen unterwegs und weltoffen.

Ich finde auf der Magnifica viele ruhige Ecken, wo ich es mir gemütlich machen kann, vorzugsweise an Deck in der Mittelmeersonne, wobei ich nicht unerwähnt lassen möchte, daß diese auch im Nordland recht schön leuchten kann.



Und wenn ich richtig viel Volk um mich herum haben möchte, dann gehe ich aufs Pooldeck, und das vorzugsweise auf einer Mittelmeerreise an einem Seetag auf einer Tour in den Sommerferien. 
Dann tummeln sich die Familien mit Kindern an Deck. Familien sind grundsätzlich gut aufgehoben bei dieser Reederei. Die Ermäßigungen für Kids und Teens sind sehr gut. Selbst die sich schon so erwachsen fühlenden, da fast volljährigen 17-jährigen müssen es sich gefallen lassen, als Kinder durchzugehen, sehr zur Freude ihrer den Spaß bezahlenden Eltern.

Last, but not least, räume ich noch mit dem Kritikpunkt auf, daß bei MSC nur auf Plastik serviert wird.
Im Restaurant gibt es normales Porzellan, im Buffetrestaurant in der Tat unkaputtbares Geschirr, das ein bisschen so ist wie mein Campinggeschirr.
Man merkt erst beim Anfassen, daß es kein Porzellan ist.
Das Buffetrestaurant hat direkten Anschluß an den Poolbereich. Ich darf auch draußen essen, und wenn ich mir vorstelle, daß hier Glas oder Porzellan zu Bruch geht, dann ist das Geschrei aber groß, wenn einer in die Scherben latscht.

Fazit für alle, die bis hierhin durchgehalten haben und auch diese Art von Reisen lieben:
Schaut Euch bei uns im Reisebüro einfach mal die Routen dieser Reederei an. Es ist was für Euch dabei, da bin ich sicher.
Und das Riesenschiff von MSC sehe ich mir in Hamburg beizeiten auch nochmal an. Wer Interesse hat, darf gern mitkommen.

Ahoi, Ihr Lieben.

P. S.: Trotz reichhaltigem Mittagessen musste ich nachmittags noch einen Abstecher ins Buffetrestaurant machen. Aus puren Forschungszwecken natürlich. Schließlich gab es auf der Cunard-Victoria hier einen unfassbaren Unterschied zum Bedienrestaurant. In erster Linie bei der Kleiderordnung der Passagiere, die hier auf Teufel komm raus den legeren Stil überinterpretiert und in den Abgrund zelebriert haben.
Daher habe ich mich auf der Magnifica noch für ein Stück Pizza geopfert.
Auch das hat geschmeckt, und das schnelle Abscannen der Menschen, die hier essen gehen, hat ergeben, daß hier alles im grünen Wohlfühlbereich läuft.



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