Edinburgh Christmas Market

Im Dezember 2018 machen wir wieder eine Kleingruppentour, und die geht nach Edinburgh  Etwa 15 Großbritannienfreaks machen sich alljährlich auf, zu entdecken, was man dort unter "German Christmas Market" versteht. 
Und damit ich weiß, was meine kleine "Herde" erwartet, fährt das Mutterschaf schonmal vorweg, sich das angucken.
Da ich ohnehin bis Edinburgh geflogen bin, um meine Freundin zum 80. zu besuchen, trennt mich nur eine halbe Stunde von der Innenstadt mit Burg, Royal Mile und Newtown. 
Mit meinem Leihwagen schnell über die neue Brücke "Queensferry Crossing", was ich hier mit einem Foto dokumentieren möchte, da es mich doch etwas herausgefordert hat, auf der rechten Seite hinter dem Lenkrad zu sitzen. Darüber hinaus war an diesem Wagen wirklich alles automatisch, nicht nur das Getriebe.
Ich bekam einen Schlüssel ohne Schlüssel ausgehändigt und schaute recht blöd drein. Nirgendwo ein Zündschloß zu sehen, aber eben auch kein Schlüssel für selbiges.
Nun bin ich ja nicht so hinter dem Mond, um nicht zu wissen, daß es Autos mit einem Knopf zum ein- und ausschalten gibt. Das sei hier erwähnt, ehe der Shitstorm "typisch Frau am Steuer" über mich hereinbricht.
Dennoch musste ich erstmal alle Gehirnzellen mobilisieren, was im Urlaubsmodus nicht immer ganz einfach ist, und das Knöpfli suchen. Da ich generell ablehne, irgendwelche Gebrauchsanweisungen zu lesen, musste ich halt ausprobieren, in welcher Kombination aus Knopf drücken und noch was anderes drücken oder treten, der Ford zum starten bewegt werden konnte.
Knopf und Bremse zusammen war die Lösung! ..... dann fuhr sie Ford(t) und kam nie wieder.....

Nach meinem Kurzbesuch in Freuchie gebe ich jetzt das Auto wieder am Flughafen ab. Der gemeine Schotte wird sich insgeheim bestimmt jedes Mal freuen, daß die Mehrzahl der Engländer das "CH" (wie im deutschen Ach) nicht aussprechen kann und diesen Ort in "Freukie" umbenennt.

Mit der Tram fahre ich in die City. Selbst die Tramstation kündigt bereits an, daß Weihnachten kurz vorm Ausbrechen ist.
Und was mich sehr fasziniert ist das Angebot, die Feiernden in der Silvesternacht kostenlos heim zu befördern. Gibt's das bei uns auch? Da ich die letzten Jahre Silvester nicht zu Hause war, bin ich nicht auf dem Laufenden.
Eine Fahrt haben die Hauptstadtschotten aber jetzt für die Silvester-Gratis-Aktion schon wieder raus, denn ich habe mein Ticket doppelt bezahlt. 
Direkt nach meiner Ankunft am Freitag kommt mir die scheinbar geniale Idee, schon ein Ticket an der Flughafenstation zu kaufen und weise direkt darauf hin, daß ich erst am nächsten Tag fahren möchte.
Angeblich kein Problem. Voller Vertrauen in die ehrbaren Schotten stecke ich ohne Prüfung den Fahrschein ein und bemerke erst am Nutzungstag, daß diese Fahrkarten-Trulla mir verschwiegen hat, daß man innerhalb von 30 Minuten nach Ticketkauf seine Fahrt angetreten haben muß. Ich beschwere mich bei einer Kollegin, die natürlich nichts machen kann.
Wie der Name der von mir bemeckerten, sehr unfairen Kollegin sei, möchte sie wissen.
Mal im Ernst, wer merkt sich denn den Namen eines Fahrkartenverkäufers? "Oh, vielen Dank für das schöne Ticket. Möchten Sie mir freundlicherweise noch Ihren Namen verraten, damit ich ihn mir zur Erinnerung notieren kann? Sehr gern wende ich mich dann bei künftigen Ticketkäufen wieder direkt an Sie."
ICH BIN SAUER!!! Das sind £ 8,50 ein zweites Mal!! 
In der Tat habe ich die Stadt Edinburgh schon einige Male finanziell unterstützt. Zweimal durch Parksünden, dabei einmal mit Mahnkosten und -zinsen wegen Zahlungsunwilligkeit, einmal durch Einwerfen von £ 2,- in einen Parkautomaten, der daraufhin die Münze ohne Herausgabe eines Parktickets verschluckt hat und nun durch eine Fahrt in die Stadt zum Preis von zweien.

Dennoch ist es eine schöne Stadt, in die ich auch noch weitere Male reisen werde. Die schönen Gebäude können ja nichts für doofe Parkautomaten oder daß man nicht einfach ohne zu bezahlen vor ihnen stehen bleiben darf. Wir sind halt nicht mehr in Bravehearts Zeiten, wo man seinen Gaul einfach irgendwo nach Belieben abstellen konnte. Dafür wird man heute für seine Vergehen aber auch nicht mehr gevierteilt, sondern nur mit Geldbuße belegt. Jede Zeit hat also ihre Vorteile.

In Windeseile, ich habe nur anderthalb Stunden Zeit bis zum Rückflug, flitze ich über den Weihnachtsmarkt und überrenne als erstes einen Stand mit "German Bratwurst" von einem "German Farmshop".
In den Princes Street Gardens erstrecken sich viele Buden inmitten von einem Tannenwald. Sieht alles sehr schön aus, mit der imposanten Burg als Kulisse, zwischen Royal Mile und Scott-Monument.
Noch viele Attraktionen beschreibt das Fremdenverkehrsamt auf seiner Internetseite, aber dafür reicht meine Zeit nicht. Was ich mir als Pflichtprogramm zum unbedingt schaffen verordnet hatte, ist aber das Eisskulpturenmuseum, und das ist allemal seine £ 10,- Eintritt wert. Hier trifft sich alles was schottischen Rang und Namen hat, vom Hochlandrind, über Nessie, einem Dudelsackspieler, bis hin zu Braveheart in Person, sorry, in Eis. Alles lebensgroß.
Man schweift bei gemütlichen -10 Grad durch einen Tannenwald und macht einen Streifzug durch die schottische Geschichte. Zum Aufwärmen geht es dann ab an die Eisbar zum Kakao-mit-Shackleton-Whisky-Schlürfen.
         
Zurück am Flughafen wandele ich dann vom "Ice Adventure" inspiriert durch die Whiskyabteilung des Duty-Free-Shops und ergattere einen "Loch Lomond" für meinen Liebsten. Hier hätte ich so viele Sorten probieren können, daß ich in Southampton, wo wir aufeinander treffen sollten zwecks folgenden Urlaubs, wahrscheinlich nicht mehr den Flughafenausgang gefunden hätte. 

Ein schöner Minitrip war das, und nun suche ich mein Abfluggate nach Southampton, mein Blick fällt auf den schicken Heckflügel einer British-Airways-Maschine. 
 
Aber ich fliege ja "low cost", Schmalspur also, Holzklasse nennen wir das auch, mit Flybe in einem Propellermobil. 
Da ist ser auch schon, der kleine Hüpfer, und wartet auf ein paar Flugwillige, die sich in 1,5 Stunden von den schottischen Highlands in den englischen Süden, quasi an die Riviera schießen lassen wollen.
       
Der Flug ist laut, aber gut. Der Captain hat eine schöne Stimme, ich fühle mich sicher. Es ist übrigens auch nicht das erste Mal, daß ich mich Flybe anvertraue. 
In Southampton tapert das Passagiergeschwader dann einfach so über das Rollfeld zum Gate. Natürlich ist das Maschinchen zu klein, um an einer Gangway anzudocken. Geführt von gelben Männchen, die wie eine Art Schülerlotsen aussehen, kommen wir sicher ins Gebäude.
Kurzabenteuer beendet, Urlaub fängt an.


©️ Gabi Quiatek






    



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